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Kunsttherapie im Berliner Herz

"Der Seele Bilder malen, Samen säen..."

In der Arbeit mit schwerkranken und sterbenden Kindern (und ebenso Jugendlichen und jungen Erwachsenen) hat sich Kunsttherapie als tragender und wichtiger Teil der psycho-sozialen Betreuung bewährt und ist inzwischen unverzichtbarer Bestandteil einer modernen Hospizarbeit. Kunsttherapie leistet in der außergewöhnlichen Situation, in der sich lebensbedrohlich erkrankte Kinder befinden, einen wichtigen Beitrag zu psychischer und seelischer Entlastung.

Kunsttherapie ist prozess- und  ressourcenorientiert: Sie bietet dem lebensbedrohlich erkrankten Kind trotz seiner körperlichen Defizite die Möglichkeit, sich in einen aktiv schöpferischen, dialoghaften und freudvollen Handlungsprozess zu begeben und dabei den Verlauf dieses Prozesses maßgeblich zu bestimmen.

Innerhalb des begleiteten kunsttherapeutischen Prozesses kann das Kind erfahren, daß es seinen belastenden Gefühlen nicht hilflos ausgeliefert sein muss, sondern dass sich bedrohliche und zum Teil widersprüchliche Gefühle und Gedanken vermindern oder klären, wenn sie bildhaft ausgedrückt,  mitgeteilt und bearbeitbar gemacht werden können. Der zunächst nonverbale künstlerische Prozess kann somit ein allmähliches und behutsames Herausführen aus innerer Isolation ermöglichen und gleichzeitig Prophylaxe zur Vermeidung weiterer psychosomatischer Beschwerden sein.

Das Atelier als geschützter Raum ist dabei notwendige Voraussetzung, um dem gestaltenden Kind das intime und ungestörte Eintauchen in den therapeutischen Prozess und in die eigene innere Bilderwelt zu ermöglichen. Das Kind kann hier seine sowohl bewußten als auch unbewußten Gefühle und Gedanken ausdrücken, ohne Angst haben zu müssen, bspw. die eigenen Eltern oder Geschwisterkinder mit seinen Sorgen zu konfrontieren oder zu belasten. Im Atelier können gefahrlos und in Ruhe neue Herangehensweisen an innere Fragestellungen, Nöte, Ängste etc. innerhalb des Gestaltungsprozesses ausprobiert und umgesetzt werden, bis eine stimmige, individuelle künstlerische und persönliche "Lösung"  gefunden ist. Kann der junge Mensch aufgrund seiner momentanen Situation (bspw. Bettlägerigkeit) das Atelier nicht besuchen, besteht die Möglichkeit der aufsuchenden Arbeit mit Materialkörbchen oder Wägelchen.

Kunsttherapie findet in Einzel- oder Gruppenarbeit statt.

Konkrete Mittel der Kunsttherapie

  • Malen mit Aquarell- oder Temperafarben
  • Zeichnen mit Pastell, Wachskreiden, Filz-, Bunt- und Graphitstiften
  • Plastisch Therapeutisches Gestalten mit Ton oder Plastelin
  • Spontanes Ausdrucksmalen
  • Farbmeditationen mit Pflanzenfarben
  • Kalligraphisches Zeichnen
  • Freikünstlerisches Arbeiten

 

 

Literaturempfehlungen zum Thema:

D. Tausch- Flammer: "Wenn Kinder nach dem Sterben fragen", Herder, 1998

E. Kübler- Ross: "Kinder und Tod", Kreuz-Verlag, 1983

E. Kübler- Ross: "Verstehen was Sterbende sagen wollen", Kreuz-Verlag, 1982