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  • Lutz Seiler stellt auf dem Erlanger Poetenfest 2014 seinen Roman "Kruso" vor (CC BY-SA 4.0)
    Lutz Seiler stellt auf dem Erlanger Poetenfest 2014 seinen Roman "Kruso" vor (CC BY-SA 4.0)

Uwe-Johnson-Preis 2014 geht an Lutz Seiler für seinen Roman "Kruso"

Begründung der Jury

Uwe Johnson gesamtes Schreiben ist auf das Eingedenken und Erinnern ausgerichtet. Wie Gesine Cresspahl erfährt auch Edgar Bendler in Lutz Seilers "Kruso" die aufstörenden wie tröstenden Wirkungen des Erinnerns. Beide Autoren muten ihren Hauptfiguren den Tod des geliebten Partners zu und lassen sie ums Überleben ringen.

Lutz Seiler erzählt – gebunden an den Ort und die Landschaft von Hiddensee – über einen kurzen Zeitraum von Juni bis November von den Hoffnungen und Einschränkungen eines ganzen Landes. Sämtliche Register erinnernden Erzählens beherrschend, hält Lutz Seiler – trotz der ‚Schiffbrüchigen’, die sich auf der Ostsee-Insel versammeln – an einer Utopie fest: der Freiheit.

Der Roman schlägt einen Bogen vom Sommer 1989 bis in die Gegenwart. Die einzigartige Recherche folgt dabei auch den Spuren jener Menschen, die bei ihrer Flucht über die Ostsee verschollen sind.

Raimund Fellinger

Zum Buch

Inselabenteuer und Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft: Kruso, der erste, lang erwartete Roman von Lutz Seiler, schlägt einen Bogen vom Sommer 89 bis in die Gegenwart. Die einzigartige Recherche, die diesem Buch zugrunde liegt, folgt den Spuren jener Menschen, die bei ihrer Flucht über die Ostsee verschollen sind, und führt uns dabei bis nach Kopenhagen, in die Katakomben der dänischen Staatspolizei.

Als das Unglück geschieht, flieht Edgar Bendler aus seinem Leben. Er wird Abwäscher auf Hiddensee, jener legendenumwogten Insel, die, wie es heißt, schon außerhalb der Zeit und "jenseits der Nachrichten" liegt. Im Abwasch des Klausners, einer Kneipe hoch über dem Meer, lernt Ed Alexander Krusowitsch kennen – Kruso. Eine schwierige, zärtliche Freundschaft beginnt.

Von Kruso, dem Meister und Inselpaten, wird Ed eingeweiht in die Rituale der Saisonarbeiter auf Hiddensee und die Gesetze ihrer Nächte, in denen Ed seine sexuelle Initiation erlebt. Geheimer Motor dieser Gemeinschaft ist Krusos Utopie, die verspricht, jeden Schiffbrüchigen des Landes (und des Lebens) in drei Nächten zu den Wurzeln der Freiheit zu führen. Doch der Herbst 1989 erschüttert die Insel Hiddensee. Am Ende steht ein Kampf auf Leben und Tod – und ein Versprechen.

Lutz Seiler: Kruso. Suhrkamp-Verlag. 480 S.

Verlagsseite zum Buch

Zum Autor

Lutz Seiler wurde 1963 in Gera/Thüringen geboren. Er lebt in Wilhelmshorst bei Berlin und in Stockholm. Nach einer Lehre als Baufacharbeiter arbeitete er als Zimmermann und Maurer. 1990 schloss er ein Studium der Germanistik ab, seit 1997 leitet er das Literaturprogramm im Peter-Huchel-Haus. Er unternahm Reisen nach Zentralasien, Osteuropa und war Writer in Residence in der Villa Aurora in Los Angeles sowie Stipendiat der Villa Massimo in Rom. Für sein Werk erhielt er mehrere Preise, darunter den Ingeborg-Bachmann-Preis, den Bremer Literaturpreis und den Fontane-Preis.