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Nordrhein-Westfalen: Ethikunterricht für konfessionsfreie Grundschüler ist überfällig

Grundschüler, die keiner Religion angehören, sollten ab der ersten Klasse Zugang zu einem Werteunterricht erhalten. Der Humanistische Verband Nordrhein-Westfalen (HVD NRW) begrüßt daher, dass CDU und FDP in Nordrhein-Westfalen in ihrem Koalitionsprogramm festgehalten haben: "Neben vielfältigeren religiösen Bekenntnissen ist auch die Anzahl der Familien ohne konfessionelle Bindung angewachsen. Daher werden wir Ethikunterricht an Grundschulen ermöglichen."

Für die Schüler ab Klassenstufe 5 ist in NRW bisher das Fach "Praktische Philosophie" eingerichtet. Für die Klassenstufen 1 bis 4 fehlt in Gemeinschaftsschulen ein solches Fach. Hier findet stattdessen "Heidenhüten" statt, wie Erwin Kress, Landespräsident des Humanistischen Verbandes, dies bemängelt. Konfessionsfreie Kinder werden bisher meistens fachfremd beaufsichtigt.

Darin sieht Erwin Kress nicht nur "eine unwürdige Situation für betroffene Kinder, sondern auch ein tiefgreifendes Defizit in der Schulpolitik in Nordrhein-Westfalen. Die Kinder haben ein Anrecht auf einen ordentlichen Werteunterricht in den Schulen", sagt Erwin Kress.

Schülerinnen und Schüler müssten unabhängig vom Elternhaus lernen können, welche Werte und Prinzipien in einer offenen, demokratischen Gesellschaft wichtig sind, und wie sie sich selbst in ihr orientieren.

Die FDP hatte bereits 2014 einen Ethikunterricht für Grundschulen gefordert. Sie stieß damals auf Widerstand bei der rot-grünen Koalition. Zuletzt hatte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Einführung eines ordentlichen Schulfachs Ethik ab Klassenstufe 1 zur Wertebildung gefordert.

Insgesamt sind in NRW knapp 120.000 Grundschüler ohne Religionszugehörigkeit. In den Gemeinschaftsschulen sind es derzeit 87.000 konfessionsfreie Schulpflichtige. In Ballungsgebieten gehört oft jedes zweite oder dritte Kind keiner Religion an. Ein Drittel der nordrhein-westfälischen Grundschulen sind Konfessionsschulen, wie es sie durchgängig nur noch in NRW gibt. Hier wird ausschließlich Religionsunterricht erteilt, auch wenn fast 33.000 konfessionsfreie Schülerinnen und Schüler diese Schulen besuchen.

"Es ist erfreulich, dass nun auch die CDU diesen Kindern einen Werteunterricht ermöglichen will", betont Erwin Kress am Dienstag in Dortmund. "Unser Verband wird ebenso wie in Niedersachsen die Einführung gerne unterstützen. In Berlin besuchen über 60.000 Schülerinnen und Schüler das von unserem Verband angebotene Fach Humanistische Lebenskunde."

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